Im vorliegenden Artikel behandeln wir einen sich auf die Passage 30 a von Piatons Timaiaos beziehenden Kommentar von Proklos, und wir kommen abschliessend zu folgenden Beurteilungen:
A) Um den ontologischen Monismus, den er selbst vertritt zu begründen, wählt Proklos gezielt jene Texte aus Piatons Produktion aus, die seinem Zweck dienlich sein können. Im wesentlichen versucht er zu zeigen, daß Piaton zu Beginn seiner Argumentation nur aus methodologischen Gründen füer den Dyismus optiert und daß es seine eigene Pflicht nun sei, die eigentliche Intention seines Vordenkers zu durchleuchten und an den Tag zu legen, wenn auch nach neuen Jahrhunderten.
B) Der neuplatonische Denker übt Kritik an einer Theorie der Erkenntnis, die hauptsächlich durch die Dispositionen und die Funktionen des denkenden Subjekts begründet wird. Er nimmt an, daß die Beschränkungen, denen das menschliche Denken unterliegt in keiner Weise die Objektivität der Beschreibung der äusseren Realitaet - der metaphysischen wie der physischen - gewährleisten.
C) Es wäre nützlich, den Text, den wir analysiert haben, mit anderen Texten der christlichen Tradition des Orients zusammen zu untersuchen. In einigen Punkten lassen sich beachtliche Parallelen feststellen. Eine zentrale Stellung kommt dabei der Auffassung von der produktion der Materie aus der göettlichen Schöepfung zu, oder mit anderen Worten, der Auffassung üeber die Produktion des Materiellen aus dem Immateriellen.